KISS-Programm

KISS steht für "Kompetenz im selbstbestimmten Substanzkonsum". KISS ist ein neu entwickeltes verhaltenstherapeutisches Selbstmanagementprogramm ("Behavioral Self-Control Training") zur gezielten Reduktion des Konsums legaler und illegaler Drogen (Körkel & GK Quest, 2005). Es besteht aus 12 strukturierten Sitzungen, in denen das Führen eines Konsumtagebuches, Festlegen von wöchentlichen Konsumzielen, Erkennen und Bewältigen von Risikosituationen, Umgang mit "Ausrutschern" u.a.m. vermittelt werden. KISS kann sowohl mit Einzelpersonen als auch in Gruppen durchgeführt werden. Die Arbeitsunterlagen bestehen aus einem Durchführungsmanual für die KursleiterInnen (einschl. CD-ROM mit Blanko-Konsumtagebüchern, Evaluationsbögen usw.) sowie einem Handbuch für die KlientInnen.

Definition: Kontrollierter Konsum

Selbstkontrollierter Konsum psychoaktiver Substanzen liegt vor, wenn eine Person ihren Substanzgebrauch an einem zuvor festgelegten Konsumplan bzw. Konsumregeln ausrichtet.
Selbstkontrollierter Konsum bezeichnet also einen disziplinierten, geplanten und limitierten Substanzgebrauch.
In internationalen Programmen ist es üblich, jeweils für eine Woche zu planen:

• Anzahl drogenfreier Tage
• maximale Konsummenge an Konsumtagen
• Gesamtkonsum in der ganzenWoche

(und ggf. weitere Festlegungen vorzunehmen, wie Zeitpunkt, Ort und soziales Umfeld des Konsums).

Ziele von KISS

• Bewusstmachung des Umgangs mit psychoaktiven Substanzen (inkl. Alkohol und Tabak)
• Stärkung der Änderungsmotivation
• Aufbau von Selbstmanagementfertigkeiten zur Konsumreduktion/-beendigung für vom KonsumentIn ausgewählte Substanz(en)

Merkmale von KISS

• Reduktion oder Abstinenz als Ziel möglich.
• Als Einzel- oder Gruppenprogramm durchführbar.
• Menschenbild der Humanistischen Psychologie (Ambivalenzmodell [„Sucht macht Sinn“]; Respekt vor Gewordensein des Kl.; Respektierung der Entscheidungsautonomie des Kl. [KonsumentIn bestimmt Veränderungsziele und -tempo]; Veränderung vollzieht sich in kleinen Schritten & mit Rückschritten).
• Klare Programmstruktur entsprechend verhaltenstherapeutischen Selbstmanagementprogrammen: Schrittweise Veränderung in 12 Modulen

Charakteristika des „KISS Gruppenprogramms“

• 12 wöchentliche Termine zu je 2 ½ Stunden
• max. 12 TN, 1-2 in KISS geschulte Fachkräfte
• zieloffen: kontrollierter Konsum oder Abstinenz möglich
• umfangreiche bio-psycho-soziale Diagnostik vor Beginn (1-3 Einzelsitzungen)
• strukturiertes Vorgehen (10 Schritte)
• Manuale für TherapeutInnen und TeilnehmerInnen
• „Lösungsorientierung“: Die Fortschritte der TN stehen im Fokus
• Didaktik gemäß Methoden moderner Erwachsenenbildung

Inhalte/Ablauf des KISS-Einzel- und Gruppenprogramms

Vorgespräch(e):	Diagnostik; Konsumtagebuch (Baseline); Verbündete gewinnen; Konsumtagebuch (derzeitiger Konsum)
12 Module:	Grundwissen Drogen Pro & Kontra Veränderung Bilanz ziehen Konsumziele festlegen Strategien zur Zielerreichung Risikosituationen erkennen Ausrutscher meistern Freizeit genießen Belastungen erkennen Belastungen angehen Nein-Sagen lernen Erfolge sichern

TeilnehmerInnen-Handbuch

Dieses Handbuch ist für Menschen gedacht, die sich mit ihrem Drogenkonsum nicht mehr wohlfühlen und daran etwas ändern möchten. Die Änderung kann dann darin bestehen, den Drogenkonsum zu reduzieren oder ganz damit aufzuhören.
Das Handbuch KISS (Kontrolle beim selbstbestimmten Substanzkonsum) ist für die Einzel- und Gruppenarbeit geeignet.
Jeder Teilnehmer/ Jede Teilnehmerin arbeitet mit einem eigenen Exemplar.
Format 21 x 21 cm, Metallringbindung, farbiger Umschlag mit Schutzfolie, 120 Seiten.

Eine ausführliche Checkliste hilft, persönliche Risikosituationen zu erkennen. (Einheit 6 – Risikosituationen erkennen)		Eine Übersicht möglicher Freizeitaktivitäten (Einheit 8 – Freizeit gestalten). In dieser Gruppensitzung wird auch ein individueller Freizeitplan vorgestellt.
Varianten des "Nein-Sagens" (Einheit 11 – Nein sagen). Konsumaufforderungen abzulehnen wird in dieser Gruppenstunde in Rollenspielen geübt.		In der letzten Einheit geht es darum, das Erreichte zu würdigen und zu schauen, wie es weitergehen soll. Dazu dienen unter anderem diese Skalen zur Verdeutlichung des eigenen Standpunktes.

Aus der Praxis der KISS-Gruppen

Diese Abbildung zeigt einen typischen Ablauf einer KISS-Gruppensitzung. Ergänzt werden kann der Ablauf durch eine "Körper & Geist" Übung unmittelbar nach der Pause, die Spaß und Entspannung bringt und die den Gruppenprozess fördert.
KISS-TrainerInnen benötigen suchtbezogene, therapeutische, didaktische und gruppendynamische Kenntnisse und Fertigkeiten.



Methoden und Medien der modernen Erwachsenenbildung helfen Prozesse anschaulich zu machen.



Die Konsummengen können im Rahmen der Gruppensitzungen visualisiert und in einer Verlaufskurve dokumentiert werden.

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